PRESSEMITTEILUNG
Im Lichte des drohenden Öl-Embargos der EU gegen Russland traf sich der Karlsruher Bundestagsabgeordnete Parsa Marvi (SPD) gemeinsam mit seiner Rastatter Fraktionskollegin Gabriele Katzmarek, Mitglied des Wirtschaftsausschuss des Bundestages, mit Vertreter:innen der Karlsruher MiRO. Dabei ging es um die Auswirkungen eines Embargos und mögliche Wege in eine klimaneutrale Zukunft.
„Einen aktuelleren Bezug zur Tagespolitik könnte unser Besuch hier kaum haben.“ Mit diesen Worten leitete der Karlsruher Bundestagsabgeordnete Parsa Marvi (SPD) sein Gespräch mit Vertreter:innen der Unternehmensführung und der Belegschaft der Mineraloelraffinerie Oberrhein (MiRO) am Mittwoch, 4. Mai, ein. Gemeint war damit das angedachte Embargo der EU für Rohöl-Importe aus Russland, das bis Ende des laufenden Jahres verhängt werden könnte.
Tatsächlich waren die aktuellen Entwicklungen um das Embargo auf russisches Öl, aber auch auf Gas ein bestimmendes Thema, wobei insbesondere die Auswirkungen auf Anlagen im Nordosten Deutschlands, die ihr Öl zu größeren Teilen aus Russland beziehen, ein großes Problem für die Branche sein könnten, wie Geschäftsführer Markus Scheib zu bedenken gab. Die Karlsruher Raffinerie selbst dürfte deutlich weniger betroffen sein. „Der Anteil russischen Rohöls betrug bei uns in 2021 nur 14%. Das wird sich voraussichtlich durch Rohöle aus anderen Weltregionen ersetzen lassen“, erklärte der technische Geschäftsführer der MiRO Dr. Andreas Krobjilowski. Dies läge unter anderem daran, dass das Öl in Karlsruhe hauptsächlich durch die TAL-Pipeline vom italienischen Triest kommend angeliefert werde und zum größten Teil aus Nordafrika und dem Nahem Osten stamme. „Wir verarbeiten zu einem geringen Teil aber auch Öle aus der Region; etwa aus Rheinland-Pfalz“, ergänzte Krobjilowski. Unterm Strich könne man daher davon ausgehen, dass die 1.100 Arbeitsplätze bei der MiRO durch ein Öl-Embargo nicht gefährdet sind.
Weitaus schwieriger sieht das Unternehmen einen Lieferstopp von Erdgas. „Das wäre für die Industrielandschaft ein Todesstoß„, sind sich beide Geschäftsführer einig. Selbst wenn die MiRO nicht unmittelbar betroffen wäre, könnten bei einem Importstopp Unternehmen wie etwa die BASF massiven Schaden nehmen. „Das würde die ganze Region ins Mark treffen“, mahnt Scheib. Auch der Betriebsratsvorsitzende Robert Ansorge reagiert mit Kopfschütteln auf die öffentlich kursierenden Forderungen nach einem Gas-Embargo: „Wir sind dabei, unseren Wohlstand zu verspielen“, so seine Befürchtung.
Wie im Gespräch erläutert wurde, ist die MiRO mit einer Verarbeitungskapazität von 14,9 Mio. Tonnen Rohöl pro Jahr Deutschlands größte Mineralölraffinerie und spielt eine zentrale Rolle für den nationalen Markt. So komme heute jeder dritte Liter Benzin, jeder sechste Liter Diesel und jede dritte Tonne Bitumen aus Karlsruhe.
Ungeachtet dessen zeichneten sich vor dem Hintergrund der Energiewende und der angestrebten Klimaneutralität Deutschlands auch für die MiRO große Veränderungen für die Zukunft ab, so Krobjilowski. So habe man insbesondere die Produktion synthetischer Kraftstoffe im Blick, bei der die Ausgangsstoffe ausschließlich mit erneuerbaren Energien produziert und in der Karlsruher Raffinerie dann weiterverarbeitet werden. Praxis- und markttaugliche Technologien und Verfahren, die sich in die bestehende Raffinerieinfrastruktur einbinden lassen, untersuche man in Zusammenarbeit mit dem KIT im Projekt „ReFuels“. Dabei lägen schon konkrete Pläne auf dem Tisch.
Marvi und Katzmarek sicherten sowohl den beiden Geschäftsführern Markus Scheib und Dr. Andreas Krobjilowski als auch dem Betriebsratsvorsitzenden Robert Ansorge ihre Unterstützung bei der Umsetzung solcher Projekte zu: „Die MiRO ist ein Teil der industriellen Lebensader unserer Region. Deshalb müssen wir sie bei ihrem Umbau für eine Zukunft in der klimaneutralen Wirtschaft unseres Landes bestmöglich unterstützen“, betont Marvi. Ein Beispiel seien etwa der Abbau bürokratischer Hürden in der Verwaltung, die Genehmigungsverfahren für neue Installationen oder Überland-Leitungssysteme langwierig und damit teurer als nötig machten.
„Die MiRO sichert zahlreiche gute Arbeitsplätze vor Ort und weit darüber hinaus.“, erklärte Katzmarek, die das Unternehmen bereits aus ihrer Zeit als zuständige Bezirksleiterin bei der IG BCE gut kennt, und ergänzte: „Wir wollen, dass es so bleibt und setzen uns unterstützend für die langfristige Sicherung des Standortes ein.“
Bildunterschrift: v.l.n.r.: Dr. Andreas Krobjilowski, Yvonne Schönemann, Gerhard Zimmermann, Markus Scheib, Gabriele Katzmarek, Robert Ansorge, Parsa Marvi
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