Geothermie ist eine nicht-fossile, natürliche und erneuerbare Energiequelle. Sie verbirgt sich tief unter der Erdoberfläche – in Form von Thermalwasser, das durch heißes Gestein erhitzt wird. Spezielle Geothermiekraftwerke können dieses Wasser als einen weiteren Träger erneuerbarer Energie „anzapfen“.

Bei erneuerbaren Energien denken viele zunächst an Sonne, Wind und Wasser oder auch an Holz. Geothermie taucht erst bei weitergehenden Gedanken zum Thema auf. Dennoch rückt die Technologie nun verstärkt in den Fokus politischer Programme. Insbesondere Baden-Württemberg will in die Breitenanwendung gehen. 

In Deutschland wurden im letzten Jahr über 24.000 Erdwärmesonden mit Wärmepumpen installiert. Allerdings existieren bisher nur 42 Anlagen, welche die sogenannte Tiefen-Geothermie nutzen, die bis zu 5.000 Meter unter die Erdoberfläche geht. Ein Grund ist, dass Bohrungen nicht überall möglich und zudem sehr aufwendig sind.

Vor- und Nachteile auch bei der Geothermie

Erdbeben, Bodenveränderungen, die zu Rissen in Gebäuden führen können (prominentes Beispiel Staufen), belastetes Trinkwasser infolge von Bohrungen, hohe Lautstärke und großer Flächenbedarf sind die Horrorszenarien von Bürgerinitiativen; entsprechende Schlagzeilen sorgen an vielen Stellen für Zurückhaltung und bremsen die Entwicklung. Aber was ist da dran? 

Der Fall Staufen etwa brachte für die Geothermie-Branche einen riesigen Imageverlust. Auch wenn man heute weiß, dass es sich um einen Bohrfehler handelte und die Auflagen für Bohrgenehmigungen verschärft wurden, die Technik weiterentwickelt und der Versicherungsschutz deutlich erhöht wurde, bleibt das Beispiel in permanenter Erinnerung. 

Und wie ist es in unserer Region? Aufgrund geologischer Gegebenheiten (sogenannte geothermische Wärmeanomalie) eignet sich der Oberrheingraben besonders gut für die Gewinnung von Erdwärme (hydrothermale Tiefengeothermieprojekte). Zu den Vorteilen der Geothermie als erneuerbare Energiequelle gehören ihr geringer Flächenbedarf, die Unabhängigkeit von Wettereinflüssen und ihre Steuerbarkeit. Außerdem ist Erdwärme außerordentlich klimafreundlich: Sie erzeugt praktisch keine Kohlendioxid-Emissionen.

Besuch des Bruchsaler Geothermie-Kraftwerks 

Im Juni konnte ich mir mit meinem Bundestagskollegen und Wahlkreisnachbarn Prof. Dr. Lars Castellucci einen Eindruck von der Geothermieanlage Bruchsal verschaffen. Geführt wurden wir von Dr. Thomas Kölbel vom Forschungsprojekt „UnLimited“, der uns äußerst kompetent das Thema Geothermie und die anspruchsvolle Technik dahinter am Beispiel Bruchsal nahe brachte. Vor Ort konnten wir uns bereits auf den ersten Blick davon überzeugen, dass diese Art von Anlagen weder laut sind noch einen großen Flächenbedarf haben. 

Erste Bohrungen in Bruchsal wurden im Jahr 1983 durchgeführt, 2009 ging die Anlage als erstes Geothermie-Kraftwerk Baden-Württembergs in Betrieb. Zurzeit erzeugt das Kraftwerk 550 Kilowatt elektrische Leistung sowie eine thermische Leistung zur Fernwärmeversorgung von 1,2 Megawatt. Das Geothermiekraftwerk arbeitet nach dem Wärmetauscher-Prinzip: Durch ein Kreislauf-Rohrsystem wird Wasser in die Tiefe geleitet, das sich auf dem Weg durch das Gestein erhitzt und wieder nach oben befördert und in einem speziellen Kraftwerk zur Stromerzeugung genutzt wird, bevor es wieder seinen Weg zurück in den Untergrund nimmt. 

Im Forschungsprojekt „UnLimitied“ Bruchsal forschen die EnBW, das KIT, die Universität Göttingen sowie weitere beteiligte Unternehmen seit 2020 an Möglichkeiten der Extrahierung von Lithium aus salzhaltigem Thermalwasser. In diesem Projekt, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird, erprobt man in einer Pilotanlage die Potenziale der klimaneutralen Lithiumgewinnung. Die Menge, die in Bruchsal „gefördert“ werden könnte, würde für den Lithiumbedarf von 20.000 Autobatterien ausreichen, sind sich die Expert:innen sicher.

Beim Besuch der Geothermieanlage Bruchsal
Im Gespräch mit meinem Wahlkreisgenossen Dr. Lars Castellucci aus Rhein-Neckar beim Besuch der Anlage in Bruchsal.