Dass wir in Karlsruhe mit dem KIT eine Einrichtung haben, die in vielen Bereichen Spitzenforschung leistet und zahlreiche wegweisende Entwicklungen anstößt, ist für viele ja keine Neuigkeit. Dennoch ist es immer wieder bemerkenswert, wie im Umfeld der Universität Impulse für neue Technologien entstehen, die erhebliches Innovationspotenzial weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus entfalten.
Auf eine dieser Technologien wurde ich durch einen Genossen der Karlsruher SPD, Rainer Schumann, aufmerksam gemacht: die regionale Nährstoff-Rückgewinnung aus Gärresten und Gülle mittels P-RoC-Verfahren. Dabei wird der strategische Rohstoff Phosphor mit einem neuartigen und dezentral einsetzbaren Verfahren aus Gülle in der Landwirtschaft und Gärresten von Biogasanlagen gehoben; und das in einer unmittelbar als Düngemittel verwendbaren Form. Das Verfahren stellt eine innovative Ergänzung zu der bereits praktizierten Rückgewinnung von Phosphor aus kommunalen Abwässern dar.
Dies ist aus zweierlei Gründen interessant: Zum Einen ermöglicht diese Technologie es, einer regional gegebenen Überbelastung von Böden und Gewässern in Folge eines übermäßigen Phosphor-Eintrags durch intensiven Düngemittel-Einsatz in der Landwirtschaft effektiv entgegenzuwirken, was aus meiner Sicht in manchen Regionen Deutschlands eine dringende ökologische Notwendigkeit darstellt.
Zum Anderen werden derzeit mehr als 25 Prozent des Phosphor-Bedarfs der EU durch Importe aus Russland gedeckt, wodurch jedoch die Sanktionen gegen die Russische Föderation aufgrund des Angriffskrieges gegen die Ukraine faktisch unterlaufen werden. Sollte es also gelingen, Phosphor-Importe aus Russland durch den Einsatz der neuen Technologie deutlich reduzieren oder gar überflüssig machen zu können, wäre dies ein entscheidender Schritt, die bestehenden Abhängigkeiten deutlich zu reduzieren und damit die Wirkung der EU-Sanktionen zu erhöhen.
Alles in allem hat mich das Potenzial dieser Technologie nachhaltig überzeugt. Ich habe mir daher erlaubt, unseren Bundesumweltminister Carsten Schneider mit einem Schreiben auf das Karlsruher Verfahren aufmerksam zu machen und eine Prüfung anzuregen, inwieweit dies einen Beitrag im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung leisten könnte.